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Nicole Fischer - Expertin für Lernen und Familie

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In meinem Blog schreibe ich über die Themen Schule, Lernen und Familie. Sieh dich gern um. Über Kommentare und Anmerkungen freue ich mich!

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2024-10-18

Lernblockaden einreißen

In meinem letzten Blogbeitrag habe ich dir am Beispiel von Frl. H. und der Entdeckung Amerikas beschrieben, wie eine Lernblockade entstehen kann.

Von „Lernblockaden“ hat vermutlich jeder schon einmal gehört. Doch was ist das eigentlich genau, und wenn sie da ist - was kann man gegen sie tun?

Durch Überforderung, dauernde Negativerlebnisse und daraus resultierende Angst kann es leicht passieren, dass Kinder (aber auch Erwachsene) solch eine Lernblockade aufbauen.
Woran erkennst du sie? Dein Kind kann z.B. Gelerntes bei Klassenarbeiten nicht abrufen, es mag nicht mehr gern zur Schule gehen und du bemerkst vielleicht sogar Anzeichen von Angst. Häufig zieht das Kind sich in sich zurück und ist nicht mehr ausgelassen und fröhlich. In vielen Fällen sind Bauch- und Kopfschmerzen begleitende Symptome. Wird dagegen nichts unternommen, kann eine zunächst harmlos scheinende Lernblockade im schlimmsten Fall zu körperlichen und psychischen Erkrankungen führen. 

Viele betroffene Kinder beschreiben das Gefühl vor einer Klassenarbeit so: „Erst habe ich große Angst und dann ist mein Kopf ganz leer.“ Da helfen dann gut gemeinte Ratschläge wie „Dann versuche doch einfach, dich besser zu konzentrieren“ kein bisschen.

Das Gefühl der Angst ist so alt wie die Menschheit selbst und bewirkt noch dasselbe wie vor Tausenden von Jahren in unserem Körper: Eine große Menge des Stresshormons Cortisol wird ausgeschüttet, der Blutzuckerspiegel steigt, das Herz schlägt schneller, die Extremitäten werden besser durchblutet. Das alles hat ein Ziel: Unser Gehirn versucht, uns so viel Energie wie möglich für eine bevorstehende Flucht oder einen Kampf zur Verfügung zu stellen. Das Problem: Diese Energie wird in anderen Bereichen eingespart - zum Beispiel bei Verarbeitungsprozessen im Gehirn. Deshalb fühlt sich der Kopf leer an - und blöderweise interessiert es dein Gehirn kein bisschen, ob dir gerade ein Säbelzahntiger Angst macht oder eine Klassenarbeit, es versucht um jeden Preis, dich zu beschützen.

Doch was kannst du denn jetzt tun, wenn dein Kind von einer Lernblockade betroffen ist? (Dein Kind hat keine Lernblockade? Wie schön! Dann können meine Tipps dazu beitragen, dass gar nicht erst eine entsteht!)

• Das Wichtigste: Sei verständnisvoll! Sprüche wie „Nun konzentriere dich doch einfach mal!“ bewirken eher, dass dein Kind noch tiefer in die Blockade rutscht.

• Ängste erkennen und darüber reden: Dies ist für dein Kind nicht einfach, denn es möchte den Gedanken an das, was ihm Angst macht, vermutlich am liebsten verdrängen. Doch besonders deshalb ist es ganz wichtig, darüber zu reden, damit aus der großen Bedrohung etwas wird, das dein Kind gemeinsam mit dir bewältigen kann.

• Nimm dir Zeit! Ein Gespräch über die Ängste deines Kindes erfordert Zeit und Ruhe. Dein Kind fühlt sich dadurch ernstgenommen und du kannst wirklich alles aufnehmen, was dein Kind dir sagen möchte. Vielleicht ist ein ausgedehnter Waldspaziergang ein guter Anlass, um über die Probleme deines Kindes zu sprechen? Oder ihr kuschelt gemütlich auf dem Sofa? Vielleicht setzt ihr euch ganz „offiziell“ an den Küchentisch, um zu reden? Du kennst dein Kind am besten und hast es in der Hand, eine angenehme Gesprächsatmosphäre zu schaffen.

• Nimm die Ängste deines Kindes ernst! Auch wenn das, was deinem Kind Angst macht, dir als Erwachsenen vielleicht recht läppisch erscheinen mag – für dein Kind ist es das nicht! Versuche nicht, seine Sorgen wegzulächeln, sondern nimm sie ernst. Wenn du große Angst vor Spinnen hast, dann hilft es dir gar nichts, wenn dir ein Spinnenliebhaber versichert, dass die haarigen Achtbeiner doch ganz niedlich sind. 😉

• Woher kommt die Blockade? Macht dein Kind sich selbst zu viel Druck? Denkt es, dass du vielleicht enttäuscht bist, wenn es schlechte Noten schreibt? Ist es vielleicht überfordert vom Lernstoff? Versteht es sich nicht mit dem Lehrer? Einiges wirst du vielleicht schon selbst entkräften können, für anderes ist ein Gespräch mit den Lehrern deines Kindes wichtig. Frage dein Kind, ob es bei dem Gespräch dabei sein möchte oder ob du es allein führen sollst. Tue nichts über den Kopf deines Kindes hinweg. Erzähle den Lehrern, wie es deinem Kind geht, versucht, gemeinsam eine Lösung zu finden. Denn in der Regel ist es auch den Lehrern wichtig, dass dein Kind sich in der Schule gut aufgehoben und angstfrei fühlt.

• Reduziere den Druck: Schimpfe nicht bei „schlechten“ Noten, sei möglichst neutral. Nimm die Anstrengungen deines Kindes wahr, z.B., wenn es für eine Arbeit gelernt hat, und erkenne sie an – auch (und vor allem) dann, wenn das Ergebnis nicht deinen Erwartungen entspricht.

• Setzt euch leicht erreichbare Lernziele. Jeden Tag fünf Vokabeln lernen oder jeden Tag 10 Minuten Mathe üben sind Ziele, die man gut erreichen kann und sie sind viel konkreter als “in der nächsten Mathearbeit schreibe ich eine Zwei!”. Strukturiert den Lernstoff und die Hausaufgaben, z.B. mit Hilfe eines Arbeitsplans. So wird der bedrohliche Berg an Lernstoff zu etwas Überschaubarem.

• Übt den Umgang mit schwierigen Situationen: So kann es z.B. helfen, vor Klassenarbeiten oder Referaten kurz die Augen zu schließen und dreimal tief in den Bauch zu atmen, als würde man einen Luftballon aufpusten. Dies hilft beim Entspannen und Loslassen der Angst. Bei Klassenarbeiten ist es ratsam, erst die einfacheren Aufgaben zu erledigen, dann die schwierigen. Dies könnt ihr bei den Hausaufgaben üben.

• Fördere die Stärken deines Kindes. Die müssen gar nichts mit der Schule zu tun haben. Aber wenn deinem Kind bewusst wird, dass es Dinge gibt, die es richtig gut kann und an denen es Spaß hat, wird dies sein Selbstwertgefühl und sein Selbstvertrauen stärken.

• Weg mit dem Stress! Dies ist ein ganz wichtiger Punkt. Hier können regelmäßige Entspannungsübungen helfen (google einfach „Entspannungsübungen für Kinder“), oder auch gemeinsame Spaziergänge an der frischen Luft. Auch eine Tobe-Einheit trägt zur Entspannung bei. Und auch Fantasiereisen können Stress wirkungsvoll reduzieren.

• Hole dir Hilfe! Wenn du das Gefühl hast, dass diese Maßnahmen nicht helfen oder wenn du dich mir der Situation überfordert fühlst, dann ist es nicht nur richtig, sondern es ist in höchstem Maße verantwortungsvoll, wenn du dir Hilfe suchst. Frage beispielsweise den Kinderarzt um Rat oder hole dir Hilfe beim schulpsychologischen Dienst. Auch ein Lerncoaching kann deinem Kind helfen, die Lernblockade dauerhaft zu überwinden. 

So eine Lernblockade ist keine Kleinigkeit. Aber mit Verständnis, Geduld und Wertschätzung werdet ihr es schaffen, diese zu überwinden.

Admin - 12:24:00 | Kommentar hinzufügen

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